Herz aus dem Takt
Kaum ein anderes Organ arbeitet so präzise und beständig wie das Herz, pro Tag schlägt es über 100.000 mal. Der Herzrhythmus ist aber nicht immer gleich, physiologisch, also natürlich, ändert er sich unter Belastung, beispielsweise beim Sport oder wenn wir Stress haben. Dann benötigen die Muskeln mehr Blut, und das Herz schlägt schneller. Das Herz kann auch aus anderen Gründen aus dem Takt geraten, Mediziner sprechen dann von Herzrhythmusstörungen.
Die Hauptaufgabe des Herzens ist es, Blut durch den Körper zu pumpen. Die Information für die koordinierte Bewegung aller Herzmuskelzellen geschieht über einen elektrischen Impuls, zu dem jede Herzzelle fähig ist. Im Normalfall folgen jedoch alle Herzzellen dem natürlichen Taktgeber des Herzens, dem Sinusknoten im rechten Herzvorhof. Er sendet etwa 80 Mal in der Minute einen elektrischen Reiz, der über die beiden Vorhöfe zum sog. AV-Knoten weiter geleitet wird. Hier wird der Impuls für einen Sekundenbruchteil verlangsamt, und gelangt schließlich über die Kammerscheidewand zu den Zellen der beiden Herzkammern. Fällt der Sinusknoten als Schrittmacher aus, gibt es zwei Reserveschrittmacher, die einspringen können, allerdings sind sie deutlich langsamer. Starke elektrische Impulse aus anderen Herzzellen können den natürlichen Herzrhythmus stören, das Herz schlägt dann zu schnell (Tachykardie) oder zu langsam (Bradykardie). Solche Rhythmusstörungen sind bedrohlich, im schlimmsten Fall können sie über ein so genanntes Kammerflimmern einen Herzstillstand auslösen.
Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind vielfältig: auch bei Gesunden können sie durch Nikotin, Koffein, Drogen, Schlafmangel oder Störungen im Mineralstoffhaushalt vorkommen. Die häufigere Ursache aber sind kleine Narben am Herzmuskel durch vorausgegangene Erkrankungen, beispielsweise Klappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen, chronische Lungenerkrankungen, hoher Blutdruck oder Koronare Herzerkrankung.
Die häufigste Rhythmusstörung ist das so genannte Vorhofflimmern, das bei älteren Menschen öfters auftritt. In Deutschland leiden etwa 800.000 Menschen darunter. Durch unkontrollierte elektrische Reize aus einem oder beiden Herzvorhöfen verliert der Sinusknoten als natürlicher Schrittmacher des Herzens seine Führung, die Vorhöfe schlagen 300 – 400 mal in der Minute. Dadurch wird die Pumpfunktion des Herzens gestört, etwa 30 Prozent der üblichen Herzleistung gehen verloren. Die Betroffenen spüren meist den unregelmäßigen Herzschlag, sie klagen über Schwindel, Schwitzen und Luftnot bei Belastung. Durch die Flimmerbewegung der Herzvorhöfe können sich dort Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutstrom in die Arterien gespült und dann bspw. einen Schlaganfall auslösen können. Das Herz muss also wieder rhythmisiert werden, zeitnah durch eine Kardioversion (Stromstoß von außen auf das Herz, während der Patient in einer kurzen Narkose liegt), oder durch Medikamente, sog. Antiarrhythmika. Allerdings stören sie als unerwünschte Nebenwirkung selbst den Herzrhythmus, sie können bspw. zu einem bedrohlich langsamen Herzschlag führen. Neben der medikamentösen Therapie stehen alternativ oder zusätzlich noch die Implantation eines Herzschrittmacher oder eines Defibrillators (ICD), oder die sog. Katheterablation (Zerstörung der fehlgesteuerten Herzzellen durch Hochfrequenzstrom) zu Verfügung.
Softdrinks und Burger im Büro, wie Fette, Zucker und Druckertoner uns schaden
Die Ergebnisse epidemiologischer Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen dem westlichen Lebensstil, dem Leben in verkehrsreichen Städten und dem Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen hin; die zugrunde liegenden zellulären Mechanismen sind jedoch weitgehend ungeklärt. Wissenschaftler um Dr. Judith Haendeler und Dr. Klaus Unfried vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf konnten nun erstmals zur Aufklärung der zugrunde liegenden Mechanismen beitragen und nachweisen, dass Umweltfaktoren aus der Nahrung und der Außenluft das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen.
Die Ergebnisse epidemiologischer Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen dem westlichen Lebensstil, dem Leben in verkehrsreichen Städten und dem Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen hin; die zugrunde liegenden zellulären Mechanismen sind jedoch weitgehend ungeklärt. Wissenschaftler um Dr. Judith Haendeler und Dr. Klaus Unfried vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf konnten nun erstmals nachweisen, dass Umweltfaktoren aus der Nahrung und der Außenluft das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen: Fruktose und „ungesundes“ Cholesterin LDL, die in vielen industriell gefertigten Nahrungsmitteln enthalten sind, und Kohlenstoffpartikel, die Bestandteil der Atemluft sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in Kürze in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Experimental Gerontology“ veröffentlicht.
Um die Ernährungsgewohnheiten in westlichen Ländern nachzuahmen, wurde die Wirkung einer Kombination aus Fruchtzucker und LDL-Cholesterin auf menschliche Herzmuskel- und Gefäßwandzellen untersucht. Die Wissenschaftler beobachteten eine drastische Vergrößerung der Herzmuskelzellen, was einer krankhaften Herzvergrößerung entspricht. Zudem wurde eine erhöhte Anzahl von Gefäßmuskelzellen und eine Beeinträchtigung der Funktion von Endothelzellen, der innersten zellulären Auskleidung der Blutgefäße, beobachtet – beides Parameter, die bei einem Gefäßverschluss, welcher einen Herzinfarkt bedingt, auftreten.
Kohlenstoffpartikel stellen den Hauptbestandteil der Luftverschmutzung aus Industrie und Autoabgasen dar. Ähnliche Partikel werden auch zur Herstellung von Druckertonern verwendet. Partikel-Konzentrationen, wie wir sie täglich, nicht nur in hochbelasteten Gebieten, einatmen, führen nicht zu akuten Entzündungsreaktionen, sondern zu einem subtilen Funktionsverlust sowohl in Lungenzellen, als auch in Gefäßzellen. Beide Zelltypen zeigten Veränderungen, wie sie auch beim Altern, d.h. in einer Situation, in der Lunge und Herz-Kreislaufsystem nicht mehr optimal funktionieren, auftreten. Zur Verringerung der Luftbelastung mit Feinstaubpartikeln wurden EU-weite Massnahmen ergriffen, die z.B. durch die Einführung von Umweltzonen umgesetzt wurden. Eine vollständige Eliminierung von Kohlenstoffpartikeln aus der Luft ist jedoch unmöglich, da diese bei nahezu allen Verbrennungsprozessen entstehen.
Fruchtzucker kommt natürlicherweise in Früchten vor und wird im Gegensatz zum Traubenzucker vom Körper unabhängig vom Hormon Insulin verstoffwechselt, sodass sich selbst ein gesunder Mensch nicht auf erhöhte Mengen dieses Zuckers einstellen kann. Die durch den Verzehr von Früchten üblicherweise aufgenommenen Mengen sind ungefährlich. Allerdings kommt ein bedeutsamer Anteil der Zuckeraufnahme aus industriell gefertigten Nahrungsmitteln, wie z.B. handelsüblichen Softdrinks, die mit Fruchtzucker angereicherten Sirup aus Maisstärke (high-fructose corn syrup) enthalten. Dieser „versteckte“ Fruchtzucker trägt somit entscheidend zu der gesamten Zuckermenge bei, die wir täglich zu uns nehmen. Die American Heart Association hat schon im Jahr 2009 darauf hingewiesen, dass die Aufnahme an zusätzlichem Zucker reduziert werden sollte, und empfahl bereits damals, dass Frauen täglich nicht mehr als 100 kcal und Männer nicht mehr als 150 kcal über diese Zucker aufnehmen sollten, was nicht mehr als einem Glas eines üblichen Softdrinks entspricht.
Die jetzt am IUF erhobenen Befunde zeigen erstmals dass in modernen Industriegesellschaften übliche Nahrungsmittel und Luftverschmutzung durch Prozesse der Zellalterung zur Entstehung von Erkrankungen beitragen können. Sie weisen eindeutig darauf hin, dass weitverbreitete Ernährungsgewohnheiten nicht nur zu Übergewicht und den damit verbundenen Problemen führen, sondern auch die Zellen des Herz-Kreislaufsystems direkt nachteilig beeinflussen. Zudem zeigt sich ebenfalls für Bestandteile der Luft, dass wir im täglichen Leben, Belastungen ausgesetzt sind, welche die Funktion von Herz und Lunge langfristig beeinträchtigen.
Quelle:
PD Dr. Judith Haendeler, Tel.: 0211-3389291
PD Dr. Klaus Unfried, Tel.: 0211-3389362
Dr. Katharina Beyen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung – IUF
Das menschliche Herz wird von den Herzkranzarterien mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt. Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem plötzlichen Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien. Als Folge stellt das betroffene, mit Sauerstoff unterversorgte Muskelgewebe zuerst seine Funktion ein und stirbt im weiteren Verlauf ab. In der Akutphase eines Herzinfarkts treten häufig lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auf, an denen die meisten Patienten versterben. Betroffene können nur überleben, wenn binnen drei bis fünf Minuten mit der Wiederbelebung begonnen wird.
Ursachen:
Die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt ist eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose). Aufgrund von arteriosklerotischen Ablagerungen an den Wänden der Arterien reicht der Blutfluss kaum mehr aus, um den Herzmuskel mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Der Prozess der Verkalkung wird durch Faktoren wie zunehmendes Lebensalter, Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht sowie erbliche Faktoren begünstigt. Zudem wird diskutiert, ob bestimmte Bakterien aus der Gruppe der Chlamydien an der Entstehung eines Herzinfarkts beteiligt sind.
Symptome:
Typische Symptome des akuten Herzinfarkts sind länger als fünf Minuten anhaltende, heftige Schmerzen oder starker Druck in der Brust, in manchen Fällen ausstrahlend in Schulter, Arm, Unterkiefer oder Oberbauch. Zudem leiden die Betroffenen an innerer Unruhe bis zur Todesangst. Weitere Symptome sind kalter Schweißausbruch, Gesichtsblässe, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot sowie eine plötzlicher Kollaps mit Bewusstlosigkeit. Bei etwa 25 Prozent aller Herzinfarkte treten nur geringe oder keine Beschwerden auf.
Diagnose:
Ein Herzinfarkt lässt sich mittels Elektrokardiogramm sowie Enzymdiagnostik nachweisen, da aus untergegangenem Herzmuskelgewebe im Blut nachweisbare Enzyme freigesetzt werden. Mittels einer Angiografie können Mediziner Verschlüsse von Herzkranzarterien eindeutig lokalisieren.
Therapie:
Beim Verdacht auf einen Herzinfarkt, muss sofort der Notarzt alarmiert werden (Telefon 112). Er kann vor Ort oder im Rettungswagen lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen behandeln. Zudem erhält der Patient starke Schmerzmittel und gerinnungshemmende Medikamente. Im Herzkatheterlabor können Kardiologen in vielen Fällen die verschlossene Arterie mit der so genannten Ballondilatation wieder eröffnen. Dazu wird ein Ballonkatheter über einen Führdraht in die Stenose (Engstelle) geführt und aufgeblasen. Anschließend werden häufig Stents (Drahtgeflechte) implantiert, die das Gefäß von innen stützen. Nach überstandenem Herzinfarkt müssen die meisten Patienten ein Leben lang Aspirin zur Hemmung der Blutgerinnung und einen Cholesterinsenker einnehmen. Ein erhöhter Blutdruck und Blutzucker müssen wirksam behandelt werden.
Prognose:
Der Herzinfarkt ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Mehr als die Hälfte der Todesfälle ereignen sich vor der stationären Aufnahme. Seit Einführung einer intensivmedizinischen Betreuung hat sich die Sterberate während des Krankenhausaufenthalts von früher zirka 30 Prozent auf etwa vier bis zwölf Prozent reduziert. Überlebt ein Herzinfarkt-Betroffener die ersten Tage, ist die Prognose gut.
Prävention:
Einem Herzinfarkt kann vorgebeugt werden, wenn die Risikofaktoren vermieden werden, die zu einer Arteriosklerose führen. Risikopatienten wie Raucher, Diabetiker, Bluthochdruck-Patienten, Übergewichtige oder Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten sollten regelmäßig ihren Arzt aufsuchen.
PRAXIS täglich: Herzfehler bei Erwachsenen
Allgemeine Infos. Angeborene Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Erkrankungen. Sie können in einfacher Form, aber auch komplex auftreten. Durch die großen Fortschritte der Kardiologie und der Herzchirurgie konnte die frühere hohe Sterblichkeit so weit gesenkt werden, dass derzeit mehr als 85 Prozent der Betroffenen das Erwachsenenalter erreichen. Aber: Wenn diese Patienten das Erwachsenenalter erreichen, geraten sie in eine Versorgungslücke. Zwar werden sie häufig schon als Kind behandelt, doch nicht immer ist eine hundertprozentige Heilung zu erreichen. Vor allem bei komplexen Herzfehlern werden im Laufe des Lebens immer wieder Eingriffe erforderlich.
Krankheitsbilder:
Bei einem Vorhofscheidewand-Defekt, Kammer-Scheidewand-Defekt und Vorhof-Kammer-Scheidewand-Defekt kommt es zu unterschiedlichen Schädigungen in der Scheidewand des Herzens, meist ist hier ein Loch vorzufinden. Darüber hinaus können weitere Fehler an anderen Stellen des Herzens auftreten.
Ursachen:
In der Regel ist die Herzentwicklung in der embryonalen Phase gestört. Beim Ventrikel-Septum-Defekt, auch Kammer-Scheidewand-Defekt genannt, ist der Defekt an der Scheidewand der Hauptkammern des Herzens lokalisiert. In der Regel wachsen die oberen und unteren Anteile der Scheidewand zwischen den beiden Herzkammern aufeinander zu. Ist dieses Wachstum bei der Geburt nicht ganz abgeschlossen oder vorher bereits gestört worden, kommt es zu einem mehr oder weniger großen Defekt am Ventrikelseptum. Durch den Defekt wird deshalb, in Abhängigkeit von seiner Größe, mehr oder weniger sauerstoffreiches Blut durch das Loch in den Lungenkreislauf gepumpt. Dieser Übertritt belastet das Lungengefäßsystem spürbar.
Beschwerden:
Häufigste Beschwerden sind eine verminderte Leistungsfähigkeit bei geringen Alltagsbelastungen wie dem Treppensteigen sowie ein lautes Herzgeräusch beim Abhören. Weiterhin kann eine Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Die wichtigsten: Pulmonale Hypertonie, Herzinsuffizienz und das Lungenödem. In Extremfällen kann es zum kompletten Herzversagen kommen.
Diagnose:
Die Diagnose lässt sich gut und sicher durch eine Herzechokardiographie stellen.
Therapie:
Herzfehler sind nur durch eine Operation oder den Verschluss mit einem Kathetersystem zu beheben. Die Therapie sollte eingeleitet werden, bevor durch den Defekt eine Schädigung des Herzmuskels eintritt, die dann nicht mehr rückgängig zu machen ist. Denn die übermäßige Schädigung des Herzmuskels kann im weiteren Verlauf zum kompletten Herzversagen führen.
Kathetereingriff:
Hier wird in einem Katheter, der von einer Vene der Leiste bis in das Herz führt, ein so genannter Occluder zum Herzen vorgeschoben. Dort wird der Occluder aus dem Katheter entfaltet und im Loch fixiert. Dieses Verfahren ist schonender als eine Operation. Denn bei einer OP bleibt in jedem Fall eine Narbe im Herzgewebe zurück. Dieses Narbengewebe hemmt oder verhindert eine optimale Erregungsweiterleitung der Herzimpulse, ein hoher Risikofaktor ist in der Folgezeit das Auftreten von schweren Herzrhythmusstörungen. Dennoch ist im Einzelfall immer abzuwägen, ob per Katheter oder durch eine OP behandelt wird. Oftmals sind sehr komplexe Herzfehler auch nur durch eine Operation zu beheben.
Kontakt
Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main, http://www.herzstiftung.de
Links: http://www.herzstiftung.de/aktuelles_rhythmusstoerungen.php