Rückenleiden

Rückenleiden sind, nach Kopfschmerzen, die zweit häufigsten Beschwerden der Deutschen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Rund 80% der Bevölkerung leidet mindestens einmal im Leben unter Rückenschmerzen, bis zu 35 % von ihnen entwickeln langfristige Beschwerden. Jedes Jahr ist dieses Leiden der Grund für etwa 75 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage, 270.000 stationäre Behandlungen und 54.000 Frühberentungen und sorgt so für Kosten von insgesamt etwa 20 Millionen Euro. Nach neusten Erkenntnissen macht – mehr als Abnutzung oder schweres Heben – die Psyche dem Rückgrat zu schaffen: der Rücken gilt als Spiegel der Seele. Psychosoziale Faktoren, wie innere Konflikte, Niedergeschlagenheit oder unbewältigter Streß, führen zu dauerhaften unbewußten Muskelverspannungen im Kreuz. Eine ständig angespannte, verkrampfte Muskulatur führt zu einer Störung der Muskeldurchblutung, was die Muskeln weiter verhärtet. Dauerhafte Schmerzen wiederum verleiten zu einer vermeintlich schonenden, aber falschen Körperhaltung. Ein Teufelskreis, der zu chronischen Rückenschmerzen führen kann. Auch besondere Ereignisse können zu Rückenschmerzen führen oder vorhandene Beschwerden verstärken. Bei 80% der Rückenschmerzen finden die Ärzte keine klare medizinische Ursache. Diese Schmerzen werden als „unspezifische Rückenschmerzen“ bezeichnet.

Die Diagnose
Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Sie reichen von einer angeborenen Störung über Fehlhaltung, falsche Beanspruchung, Bewegungsmangel, ungesunde Sportarten bis hin zur seelischen Belastung. Eine umfassende körperliche Untersuchung ist wichtig, dazu ist die psychische Verfassung des Patienten miteinzubeziehen. Röntgenbilder alleine reichen da nicht aus, die Folge sind oft allgemein gehaltene Diagnosen wie „Bandscheibenschaden“, „Wirbelsäulensyndrom“ oder „Verschleiß“, die oft ziellos mit Schmerzmitteln behandelt werden und nicht zu einer langfristigen Besserung führen.

Die Therapie
Es reicht also nicht aus, die Symptome zu beseitigen, ohne nach den Ursachen zu forschen. Daher behandeln moderne orthopädische Rehabilitationskliniken ihre Patienten mit einem „ganzheitlichen Anspruch“. Eine Schmerztherapie mit Medikamenten in Verbindung mit einer psychologischen Betreuung verspricht bei der Behandlung von Rückenleiden eine dauerhafte Besserung. Haben sich die Muskeln entspannt, ist Bewegung und gezielter Muskelaufbau wichtiger als Verwöhn-Massagen oder Moorpackungen. Das Funktionstraining sollte gezielt und lebensbegleitend sein, d.h. von dem Patienten im Alltag weitergeführt werden. Die Erkenntnis, dass der Patient selbst etwas gegen seine Beschwerden tun kann, stärkt das Selbstvertrauen. Die neu gewonnene Fitness tut Körper und Seele gut. Experten schätzen, dass bei etwa 30% der Patienten, die wegen Kreuzschmerz operiert wurden, bei einer näheren Betrachtung ihrer persönlichen Hintergründe eine Operation nicht notwendig gewesen wäre. Statt vorschnelles Operieren sind Medikamente gegen den Anfangsschmerz, Stressvermeidung, Bewegungsübungen zur Stabilisierung der Bandscheibe und anschließendes Muskeltraining und -vor allem- sehr viel Geduld bei unspezifischen Rückenschmerzen der Weg zum Erfolg.

Vorbeugung
Man muss keinen Leistungssport betreiben, um das körpereigene Stützsystem zu verbessern. Eine Viertelstunde am Tag reicht aus, um mit gezieltem Training natürliche Verschleißerscheinungen aufzuhalten. Die moderne Rückenschule geht davon aus, dass man zunächst ein Gefühl für die richtige Körperhaltung entwickeln muss: wie sitzt, bewegt, bettet man sich richtig? Bei akuten Schmerzen sollte in jedem Fall der Arzt aufgesucht werden.

Buchtipps

  • Franziska Weber: Nie wieder Rückenschmerzen, Rowohlt Tb., 2003, ISBN 3499615622, 9,90 Euro
  • Michael Pfingsten, Jan Hildebrandt: Chronischer Rückenschmerz, Huber, Bern, 1998, ISBN 345683134X, 19,95 Euro
  • Dietmar Krause, Helga Freyer-Krause: Was für den Rücken gut ist, Kilian, 2001, ISBN 3932091817, 5,00 Euro
  • Hans-Dieter Kempf, u.a.: Die Rückenschule, Rowohlt Tb., 1995, ISBN 3499197936, 8,50 Euro

Internet
www.agr-ev.de
www.schmerzinfos.de/ruecken01.php
www.bdr-ev.de

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