Schmerzen werden als chronisch bezeichnet, wenn sie – im Gegensatz zum akuten Schmerz (auch Schutzschmerz) – immer wiederkehren, wie Kopf-, Bauch-, Muskel- oder Gelenkschmerzen. Bei rund zehn Prozent der chronisch schmerzkranken Kinder beeinträchtigen die Schmerzen ihre Lebensqualität dermaßen, dass ihre Entwicklung gefährdet ist. Sie gehen nicht mehr zur Schule, sie spielen nicht mehr und haben keine Freude mehr am Leben. Während für Außenstehende akute Schmerzen meist deutlich erkennbar sind, weil die Kinder schreien oder weinen, sind chronische Schmerzen nicht so offensichtlich. So äußert beispielsweise ein Kind, das unter chronischen Schmerzen in einem Ausmaß von 8 auf einer Skala von 0 bis 10 leidet, seine Schmerzen häufig nur, indem es ruhig auf einem Stuhl sitzt und traurig schaut.
Schmerzdiagnose
Für die erste Untersuchung füllen die Kinder und ihre Eltern schon vorher zu Hause einen Kinderschmerzfragebogen aus. Dann folgt eine körperliche Untersuchung sowie ein Gespräch darüber, wie die Schmerzen entstanden sind und wie man sie am effektivsten behandeln kann. Bei chronischen Schmerzen ist die Schmerzmessung und -erfassung sehr viel schwieriger als bei akuten Schmerzen. Besonders wichtig ist es zu erfahren, wie sich die Schmerzen auf das tägliche Leben des Kindes auswirken und ob die Schmerzen dazu führen, dass die Kinder nicht mehr ihren Hobbys nachgehen, keine Freude empfinden, Angst haben oder nicht zur Schule gehen. Hierfür stehen spezielle Schmerzskalen zur Verfügung, die in Form von weiteren Fragebögen entweder von den Kindern selbst und/oder ihren Eltern ausgefüllt werden.
Therapie
Bei zirka einem Drittel der Kinder reicht eine einmalige Vorstellung im Kinderschmerzzentrum, um die Schmerzstärke um die Hälfte zu reduzieren. Dies kann beispielsweise bei Migräne durch die Verordnung eines wirksamen Medikaments erreicht werden. Bei den meisten Kindern bedarf es einer erneuten Vorstellung. Etwa zehn Prozent aller chronisch schmerzkranken Kinder müssen stationär behandelt werden. Die Therapie ist sehr intensiv und sieht Familiengespräche ebenso vor wie den regelmäßigen Schulbesuch während des Krankenhausaufenthaltes sowie eine Belastungserprobung zu Hause. Bei chronischen Schmerzen spielen Medikamente eine nur sehr geringe Rolle. Viel wichtiger sind jedoch Behandlungsmaßnahmen wie die progressive Muskelentspannung, Biofeedback, TENS (Transcutane elektrische Nervenstimulation) und das Erlernen von Ablenkungsstrategien. Ausschlaggebend ist außerdem eine Schulung der Eltern über den richtigen Umgang mit den Schmerzäußerungen ihres Kindes und nicht zuletzt die eigene Motivation, die das Kind in die Behandlung einbringen muss. Erstes Ziel der Therapie ist es, den Kindern zu zeigen, wie sie trotz der Schmerzen ihr Leben wieder in den Griff bekommen können. Dann können sie selbst, mit der Unterstützung der Experten, dafür sorgen, dass ihre Schmerzen weniger werden. Vor allem die Eltern müssen lernen, zwischen akuten und chronischen Schmerzen zu unterscheiden. Verhaltensweisen, die bei chronischen Schmerzen sehr hilfreich sind, wie liebevolle Zuwendung oder eine Wärmflasche, führen beim chronischen Schmerz eher dazu, dass die Schmerzen gehegt und gepflegt werden und sich verstärken und festsetzen können.
Links
http://www.kinderklinik-datteln.de/leist_kschmerz.htm
Buchtip
M. Dobe und B. Zernikow: Rote Karte für den Schmerz, Carl Auer Systeme Verlag, ISBN 3896706888. Preis: 16,95.